Eine aktuelle Befragung des BKSB (Bundesverband kommunaler Senioren- und Behinderteneinrichtungen) unter den ausbildenden Mitgliedern bestätigt leider den bundesweiten Trend.
Mit Verabschiedung des Pflegeberufegesetzes wurden die ehemals eigenständigen Ausbildungsberufe Gesundheits- und Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege zu einem generalistischen Ausbildungsberuf „Pflegefachfrau/Pflegefachmann“ zusammengefasst. Im April und Oktober 2020 gingen die ersten Auszubildenden an den Start, seit 2023 gibt es die ersten Absolvent:innen, die in das Berufsleben eingestiegen sind. Das war Anlass, einmal genauer nachzufragen, wie die Ergebnisse des ersten Ausbildungsjahrganges insgesamt ausgefallen sind. An der Befragung haben sich 37 Pflegeheimträger aus verschiedenen Bundesländern beteiligt.
Das Ergebnis ist ernüchternd und bestätigt die Befürchtungen, die vor der großen Reform vor allem von Pflegeheimträgern benannt wurden: fast 34 % der Auszubildenden des Jahrgangs 2020 haben ihre Ausbildung abgebrochen. Die Gründe waren unterschiedlich, am häufigsten wurden persönliche Gründe und zu hohe Anforderungen benannt. Aber auch seitens der Ausbildungsbetriebe mussten wegen zu hoher Fehlzeiten und unzureichender Leistungen manche Ausbildungsverhältnisse beendet werden. Von denjenigen, die schließlich zur Prüfung angemeldet werden konnten, haben immerhin ca. 83 % auch bestanden. Das ist durchaus ein gutes Ergebnis, aber insgesamt lag die „Erfolgsquote“ damit nur bei 53 %, wenn man die Abbrecherquote und diejenigen, die die Prüfung nicht bestanden haben, zusammenzählt.
„Während wir früher bei der Altenpflegeausbildung über 90 % erfolgreiche Absolventen hatten, die wir übernehmen konnten, müssen wir heute einkalkulieren, dass nur etwa die Hälfte derjenigen, die die Ausbildung begonnen haben, am Ende auch zur Verfügung steht. Das verschärft den gegenwärtigen ohnehin dramatischen Pflegefachkräftemangel nochmals ganz erheblich“, so Thilo Naujoks, Geschäftsführer der Städtischen Pflegeheime Esslingen.
Es bleibt zu hoffen, dass die relativ hohe Abbrecherquote des ersten Jahrgangs 2020 auch mit den erschwerten Ausbildungsbedingungen während der Corona-Pandemie zu tun hatte und künftig wieder abnimmt.
Allerdings gibt auch ein weiterer Trend zu denken: Während es 2020 eine deutliche Zunahme an Ausbildungsverhältnissen gab, ist von 2021 bis 2023 ein deutlicher Einbruch um fast 30 % zu verzeichnen. Wenn sich daran nichts ändert, wird die Ausbildungsreform eher zu einer Verschärfung des Pflegefachkraftmangels beitragen als ihn durch eine attraktive Ausbildung zu beheben. Da ist eine gründliche Analyse auf Bundesebene gefordert.
Unsere Anstrengungen und Investitionen in die eigene Ausbildung haben bislang ausgereicht, die normale Personalfluktuation in der Pflege innerhalb eines Jahres auszugleichen. „Obwohl wir unsere Ausbildungsplätze nochmals aufgestockt haben, können wir mittlerweile davon nicht mehr ausgehen“, bilanziert auch Silvio Schuster, Ausbildungsbeauftragter bei den Städtischen Pflegeheimen.
Die Städtischen Pflegeheime bieten jährlich 20 Ausbildungsplätze zur Pflegefachperson an. Ausbildungsbeginn ist jeweils im April und Oktober, insgesamt gibt es also 60 Plätze für die dreijährige Ausbildung. Um alle vorgeschriebenen Praxiseinsätze in der Klinik, im ambulanten Dienst, in der Pädiatrie und der Psychiatrie sicherstellen zu können, gibt es 10 Kooperationsvereinbarungen mit anderen Trägern innerhalb des Esslinger Ausbildungsverbundes. Dabei kooperieren die Städtischen Pflegeheime mit 3 Pflegefachschulen.
Thilo Naujoks
Geschäftsführer Städtische Pflegeheime Esslingen am Neckar und
Vorstandsmitglied im Bundesverband kommunaler Senioren- und Behinderteneinrichtungen (BKSB)