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Esslingen, 07.03.2024

Eine aktu­el­le Befra­gung des BKSB (Bun­des­ver­band kom­mu­na­ler Senio­ren- und Behin­der­ten­ein­rich­tun­gen) unter den aus­bil­den­den Mit­glie­dern bestä­tigt lei­der den bun­des­wei­ten Trend.

Mit Ver­ab­schie­dung des Pfle­ge­be­ru­fe­ge­set­zes wur­den die ehe­mals eigen­stän­di­gen Aus­bil­dungs­be­ru­fe Gesund­heits- und Kran­ken­pfle­ge, Kin­der­kran­ken­pfle­ge und Alten­pfle­ge zu einem gene­ra­lis­ti­schen Aus­bil­dungs­be­ruf „Pflegefachfrau/Pflegefachmann“ zusam­men­ge­fasst. Im April und Okto­ber 2020 gin­gen die ers­ten Aus­zu­bil­den­den an den Start, seit 2023 gibt es die ers­ten Absolvent:innen, die in das Berufs­le­ben ein­ge­stie­gen sind. Das war Anlass, ein­mal genau­er nach­zu­fra­gen, wie die Ergeb­nis­se des ers­ten Aus­bil­dungs­jahr­gan­ges ins­ge­samt aus­ge­fal­len sind. An der Befra­gung haben sich 37 Pfle­ge­heim­trä­ger aus ver­schie­de­nen Bun­des­län­dern beteiligt.

Das Ergeb­nis ist ernüch­ternd und bestä­tigt die Befürch­tun­gen, die vor der gro­ßen Reform vor allem von Pfle­ge­heim­trä­gern benannt wur­den: fast 34 % der Aus­zu­bil­den­den des Jahr­gangs 2020 haben ihre Aus­bil­dung abge­bro­chen. Die Grün­de waren unter­schied­lich, am häu­figs­ten wur­den per­sön­li­che Grün­de und zu hohe Anfor­de­run­gen benannt. Aber auch sei­tens der Aus­bil­dungs­be­trie­be muss­ten wegen zu hoher Fehl­zei­ten und unzu­rei­chen­der Leis­tun­gen man­che Aus­bil­dungs­ver­hält­nis­se been­det wer­den. Von den­je­ni­gen, die schließ­lich zur Prü­fung ange­mel­det wer­den konn­ten, haben immer­hin ca. 83 % auch bestan­den. Das ist durch­aus ein gutes Ergeb­nis, aber ins­ge­samt lag die „Erfolgs­quo­te“ damit nur bei 53 %, wenn man die Abbre­cher­quo­te und die­je­ni­gen, die die Prü­fung nicht bestan­den haben, zusammenzählt.

„Wäh­rend wir frü­her bei der Alten­pfle­ge­aus­bil­dung über 90 % erfolg­rei­che Absol­ven­ten hat­ten, die wir über­neh­men konn­ten, müs­sen wir heu­te ein­kal­ku­lie­ren, dass nur etwa die Hälf­te der­je­ni­gen, die die Aus­bil­dung begon­nen haben, am Ende auch zur Ver­fü­gung steht. Das ver­schärft den gegen­wär­ti­gen ohne­hin dra­ma­ti­schen Pfle­ge­fach­kräf­te­man­gel noch­mals ganz erheb­lich“, so Thi­lo Nau­joks, Geschäfts­füh­rer der Städ­ti­schen Pfle­ge­heime Esslingen.

Es bleibt zu hof­fen, dass die rela­tiv hohe Abbre­cher­quo­te des ers­ten Jahr­gangs 2020 auch mit den erschwer­ten Aus­bil­dungs­be­din­gun­gen wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie zu tun hat­te und künf­tig wie­der abnimmt.

Aller­dings gibt auch ein wei­te­rer Trend zu den­ken: Wäh­rend es 2020 eine deut­li­che Zunah­me an Aus­bil­dungs­ver­hält­nis­sen gab, ist von 2021 bis 2023 ein deut­li­cher Ein­bruch um fast 30 % zu ver­zeich­nen. Wenn sich dar­an nichts ändert, wird die Aus­bil­dungs­re­form eher zu einer Ver­schär­fung des Pfle­ge­fach­kraft­man­gels bei­tra­gen als ihn durch eine attrak­ti­ve Aus­bil­dung zu behe­ben. Da ist eine gründ­li­che Ana­ly­se auf Bun­des­ebe­ne gefordert.

Unse­re Anstren­gun­gen und Inves­ti­tio­nen in die eige­ne Aus­bil­dung haben bis­lang aus­ge­reicht, die nor­ma­le Per­so­nal­fluk­tua­ti­on in der Pfle­ge inner­halb eines Jah­res aus­zu­glei­chen. „Obwohl wir unse­re Aus­bil­dungs­plät­ze noch­mals auf­ge­stockt haben, kön­nen wir mitt­ler­wei­le davon nicht mehr aus­ge­hen“, bilan­ziert auch Sil­vio Schus­ter, Aus­bil­dungs­be­auf­trag­ter bei den Städ­ti­schen Pflegeheimen.

Die Städ­ti­schen Pfle­ge­heime bie­ten jähr­lich 20 Aus­bil­dungs­plät­ze zur Pfle­ge­fach­per­son an. Aus­bil­dungs­be­ginn ist jeweils im April und Okto­ber, ins­ge­samt gibt es also 60 Plät­ze für die drei­jäh­ri­ge Aus­bil­dung. Um alle vor­ge­schrie­be­nen Pra­xis­ein­sät­ze in der Kli­nik, im ambu­lan­ten Dienst, in der Päd­ia­trie und der Psych­ia­trie sicher­stel­len zu kön­nen, gibt es 10 Koope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­run­gen mit ande­ren Trä­gern inner­halb des Ess­lin­ger Aus­bil­dungs­ver­bun­des. Dabei koope­rie­ren die Städ­ti­schen Pfle­ge­heime mit 3 Pflegefachschulen.

Thi­lo Naujoks
Geschäfts­füh­rer Städ­ti­sche Pfle­ge­heime Ess­lin­gen am Neckar und
Vor­stands­mit­glied im Bun­des­ver­band kom­mu­na­ler Senio­ren- und Behin­der­ten­ein­rich­tun­gen (BKSB)

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