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Das Hospiz Esslingen und der Förderverein Hospiz unterstützen mit einem Projekt  die Städtischen Pflegeheime in der Begleitung Sterbender
Das Hospiz Esslingen und der Förderverein Hospiz unterstützen mit einem Projekt  die Städtischen Pflegeheime in der Begleitung Sterbender
Esslingen, 22.10.2022

Die meis­ten Men­schen wün­schen sich, zuhau­se zu ster­ben. Doch gut ein Drit­tel stirbt im Pfle­ge­heim. Das Pro­jekt „Bezie­hungs­wei­se: Hos­piz. kon­kret.“ des Hos­piz Ess­lin­gen unter­stützt Pfle­ge­heime dabei, dass Ster­ben­de dort mög­lichst gut beglei­tet wer­den. Es fand in den ver­gan­ge­nen bei­den Jah­ren in den fünf von der Stadt Ess­lin­gen getra­ge­nen Pfle­ge­hei­men Ober­tor, Berk­heim, Pli­en­sau­vor­stadt, Hohen­kreuz und Ober­esslin­gen statt. Initi­iert und finan­ziert wur­de das Pro­jekt vom För­der­ver­ein Hos­piz Esslingen.

Ein Prak­ti­kums­tag, den die Vor­sit­zen­de des För­der­ver­eins, Mari­an­ne Hertle, im Pfle­ge­heim Ober­tor absol­vier­te, gab den Anstoß für das Pro­jekt: „An die­sem Tag durf­te ich die Abho­lung einer ver­stor­be­nen Bewoh­ne­rin mit­er­le­ben. Ster­ben gehört zum Leben und daher natür­lich auch ins Pfle­ge­heim. Dies wur­de mir in die­sem Moment noch­mals bewusst.“ Der För­der­ver­ein habe sich in der Fol­ge die Unter­stüt­zung im Bereich der Pfle­ge­heime zum Ziel gesetzt. Denn Hertle ver­mu­tet, dass künf­tig noch mehr Men­schen im Pfle­ge­heim ster­ben. Bewusst habe man die städ­ti­schen Ein­rich­tun­gen aus­ge­wählt. „Wir freu­en uns, dass wir in Ess­lin­gen die kom­mu­na­len Pfle­ge­heime haben, die als Bestand­teil der Daseins­für­sor­ge kei­ne Ren­di­te­er­war­tun­gen ihrer inter­na­tio­na­len Share­hol­der erfül­len müs­sen“, so Hertle.

Für Dekan Bernd Wei­ßen­born von der Evan­ge­li­schen Gesamt­kir­chen­ge­mein­de Ess­lin­gen, die Trä­ge­rin des Hos­piz ist, ist es auch Auf­ga­be des Hos­piz inhalt­lich und kon­zep­tio­nell in die Gesell­schaft hin­ein­zu­wir­ken. „Wir wol­len das The­ma wür­de­vol­ler Hos­piz­be­glei­tung wach­hal­ten und mit­ein­an­der dar­über ins Gespräch kom­men“, so Wei­ßen­born. Das drü­cke sich auch in einer gan­zen Rei­he von Pro­jek­ten mit ande­ren Part­nern aus.

Eines die­ser Pro­jek­te – „Letz­te Fra­gen“ – beschäf­tig­te sich mit dem Kon­zept einer sor­gen­den Gemein­schaft. „Ein Pfle­ge­heim ist eine sol­che klei­ne Gemein­schaft, in der sich auch die Stadt­ge­sell­schaft abbil­det“, erklärt Susan­ne Kränz­le. Die Gesamt­lei­te­rin des Hos­piz Ess­lin­gen hat gemein­sam mit Andre­as Hel­ler, Theo­lo­ge und Pro­fes­sor für Pal­lia­ti­ve Care an der Uni­ver­si­tät Graz, ein Kon­zept ent­wor­fen, nach dem gemein­sam mit Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern in den Hei­men Zie­le für ein gutes Ster­ben in den Pfle­ge­ein­rich­tun­gen erar­bei­tet wurden.

Thi­lo Nau­joks, Geschäfts­füh­rer der Städ­ti­schen Pfle­ge­heime hat dafür ger­ne die Türen der fünf Ein­rich­tun­gen geöff­net und die rund 40 Teil­neh­men­den aus allen Arbeits­be­rei­chen dafür frei­ge­stellt. „Wir haben davon gewal­tig pro­fi­tiert, dafür sind wir dem För­der­ver­ein und dem Hos­piz sehr dank­bar.“ Das The­ma sei ihm schon lan­ge ein Anlie­gen gewe­sen, erzählt Nau­joks. Er weiß um die oft schwie­ri­ge Situa­ti­on sei­ner Mit­ar­bei­ten­den: „Sie müs­sen dafür sor­gen, dass es im Heim ein gutes Leben gibt, doch fast immer liegt auch jemand im Ster­ben.“ Bei einer knap­pen Per­so­nal­de­cke for­de­re das beson­ders. Doch er ist über­zeugt: „Eine hos­piz­li­che Hal­tung muss Basis unse­rer Betreu­ungs­kul­tur sein.“

Kränz­le und Hel­ler ging es im Pro­jekt nicht dar­um, ein­fach nur ihre fach­li­chen Kennt­nis­se zu ver­mit­teln und „den Ein­rich­tun­gen zu sagen, wo es lang­geht, son­dern die Erfah­rung und das Fach­wis­sen, das es in den Hei­men gibt, auf­zu­grei­fen und dann gemein­sam The­men zu erar­bei­ten“, betont Kränz­le. In jedem Pfle­ge­heim wur­de ein kon­kre­tes The­ma ent­wi­ckelt und aus­ge­ar­bei­tet. Es geht um Mund­pfle­ge am Lebens­en­de, um ethi­sche Bera­tung und Fall­be­spre­chun­gen in der pal­lia­ti­ven Situa­ti­on eben­so wie um Abschieds­kul­tur, die Kom­mu­ni­ka­ti­on des Ster­bens mit Bewoh­nern und Ange­hö­ri­gen sowie das gemein­sa­me Reflek­tie­ren nach einem Ster­be­fall. „Es hat mich sehr berührt, wie enga­giert die Teil­neh­men­den waren“, sagt Susan­ne Kränz­le. Dass die Mit­ar­bei­ten­den dort abge­holt wur­den, wo sie mit ihren Erfah­run­gen und ihrem Wis­sen stan­den, hät­ten die­se als gro­ße Wert­schät­zung emp­fun­den, berich­tet Thi­lo Nau­joks. „Es ist viel Wis­sen da, man­ches wur­de wie­der wachgerüttelt.“

Das im jewei­li­gen Haus Erar­bei­te­te wird nun allen ande­ren Ein­rich­tun­gen zur Ver­fü­gung gestellt. Mari­an­ne Hertle und Thi­lo Nau­joks ist Nach­hal­tig­keit wich­tig. Ganz bewusst habe man am Pro­jekt des­halb Füh­rungs­kräf­te betei­ligt, die ihre Erfah­run­gen nun in ihren Netz­wer­ken tei­len und an Mit­ar­bei­ten­de wei­ter­ge­ben, so  der Geschäfts­füh­rer. Eini­ges set­ze man bereits um, etwa Fall­be­spre­chun­gen im Vor­feld und Refle­xi­ons­ge­sprä­che nach einem Ster­be­fall. Auch der bestehen­de Pal­lia­tiv­leit­fa­den wur­de erwei­tert. „Und es wird jetzt mehr damit gear­bei­tet“, berich­tet Naujoks.

Im Pro­jekt ging es nicht nur um fach­li­ches Wis­sen: „Wir woll­ten Räu­me schaf­fen, wo Unsi­cher­heit geteilt wer­den kann und wir haben die Mit­ar­bei­ten­den ermu­tigt, stär­ker auf ihr Bauch­ge­fühl zu hören und mehr Selbst­ver­strau­en zu haben“, sagt Kränz­le. Das gebe im All­tag Sicherheit.

Neben den zen­tra­len Pro­jek­ten hät­ten sich etli­che „Sei­ten­the­men“ wie der Umgang mit Trau­er oder eine gute Gesprächs­füh­rung erge­ben, erzählt Susan­ne Kränz­le. Dazu soll es nun Fort­bil­dun­gen geben. Teil­wei­se wer­den sie eben­falls vom För­der­ver­ein finan­ziert. Die posi­ti­ven Rück­mel­dun­gen der Teil­neh­men­den hät­ten den Vor­stand bestärkt, ganz kon­kre­te Unter­stüt­zung zu leis­ten. Thi­lo Nau­joks wür­de ger­ne in die­ser Kon­stel­la­ti­on wei­ter­ar­bei­ten. „Die The­men gehen uns nicht aus.“ Der Vor­stand des För­der­ver­eins wer­de dem­nächst über einen neu­en Pro­jekt­an­trag ent­schei­den, kün­dig­te Hertle an.

www​.hos​piz​-ess​lin​gen​.de

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